Günter Albert Schulz (1921 Stettin – 2004 Leipzig) 

Malerei aus sechs Jahrzehnten


21. August 2021 – 100. Geburtstag von G. A. Schulz  weiter

Günter Albert Schulz Selbstbildnis Zeichnung
Selbstbildnis 8/87 (Ausschnitt), 1987, Graphit auf Karton, 66 x 51 cm, Privatbesitz. Foto: Sebastian Kiss. Leipzig

„Malerei – ein menschliches Ausdrucksverfahren. Es wächst die Bedeutung des Traumes. Sehnsucht nach dem Ursprünglichen, auch nach dem großen Inhalt, radikale Vereinfachung, d. h. ein Gefühl, das mich beherrscht, anderen mitzuteilen“  (G. A. Schulz).

„Was ich jetzt tue, hat Priorität“. „Diese Worte stehen in den biographischen Notizen von Günter Albert Schulz, die er für den 1996 zu seinem 75. Geburtstag herausgegebenen Band «Bilder + Texte» beisteuerte. Er fügte hinzu: «Ob es richtig ist, weiß ich nicht genau – zum Glück! Ich sehe mich noch immer in der Situation des Suchenden, bereit für Neues, anderes zu verwerfen oder ins Archiv zu verbannen». Dieses scheinbar absolute Wurzeln im Gegenwärtigen hinsichtlich des bildnerischen Tuns bedeutet keineswegs ein Verwerfen des in einem halben Jahrhundert zu beachtlichem Umfang angewachsenen Oeuvres des Künstlers, ein Vorwärtsgehen in Sprüngen. In der Rückschau betrachtet, lösen sich Werkgruppen einander ab, die auch als Perioden im Sinne von Werkabschnitten bezeichnet werden können und etwa in Schrittfolgen von jeweils einem Jahrzehnt seit der Mitte der fünfziger Jahre zu datieren sind“ (Behrends, Rainer, 2011: 6).
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Die Werkphasen

Malerei Junge Frau mit Strickzeug
Frühwerk 1940– 1962

Vom Frühwerk ist wenig erhalten geblieben. Zwei große Zäsuren waren für der Schaffensphase bestimmend: Die längerfristigen Studienreisen nach Bulgarien, wo die Lichtverhältnisse und die Farben so ähnlich waren wie im erträumten Italien, und die 1959 begonnene Lehrtätigkeit.

„Arkadische Periode“ 1963 bis 1978

Günter Albert Schulz´ "Neigung zu Kontemplation, zu innerer Einkehr, sein Streben nach Harmonie, die Sehnsucht nach einem Gleichgewicht im Leben wie in der Kunst führten ihn seit 1963 für mehr als ein Jahrzehnt zwischen Sommer und Herbst aus der Großstadt Leipzig hinweg in die Weite und Stille der mecklenburgischen Seenlandschaft um den Ort Carwitz, in die Nähe von Feldberg am See gelegen. Hier gelang es ihm endgültig, Absicht und Wollen im künstlerischen Ergebnis vollgültig auszudrücken. Die Carwitzer Jahre wurden zur „Arkadischen Periode“ im Schaffen des Künstlers“ (Rainer Behrends).

1978 – 1993

Von 1978-1985 entstand als Hauptwerk dieser Zeit das fünfteilige Gemälde „Lebensstationen (zum Jahr 1945)“. Es ist kein Zyklus. Es handelt sich um eine Folge eigenständiger Bildtafeln mit altbekannten Themen wie: Grablegung, Christus vor Pilatus, Handwaschung, Flucht und Wiederfinden. Im Umkreis der „Lebensstationen“ entstehen losgelöste, freie Arbeiten wie Landschaften, Badende, Gartenbilder, Stillleben, Pferdebilder (Zirkus), Bildnisse und auch das Objekt „Christusstationen - Drei Torsi“, das selbst in den Raum eingreift.

Spätwerk – 1993 bis 2004

Die Malerei des letzten Schaffens-Jahrzehnts vermittelt vor allem lustvollen Umgang mit Farbe. Sie ist spontan, direkt auf den Malgrund gearbeitet und folgt keinem anderen Programm als der psychischen Befindlichkeit... "Es ist als wolle er in Höchstgeschwindigkeit alles herausholen, was an Farb- und Formwillen in ihm ist..." (Peter Guth).