Die Bildfolge „Lebensstationen (zum Jahr 1945)“
Von 1978-1985 entstand als Hauptwerk dieser Zeit das fünfteilige Gemälde „Lebensstationen (zum Jahr 1945)“. Es ist kein Zyklus. Es handelt sich um eine Folge eigenständiger Bildtafeln mit altbekannten Themen wie: Grablegung, Christus vor Pilatus, Handwaschung, Flucht und Wiederfinden.
„So also gestaltet er Situationen von Menschen, betreibt weder Spurensicherung noch strebt er Nachvollzug durch Nachgestaltung an. Er nutzt Erfahrungen des eigenen Lebens, verbindet sie mit Erkenntnissen, die ihm aus der Reflexion seines Lebensganges erwachsen sind zu Bildern von Lebensstationen von Menschen aller Altersstufen (…). Sie alle sind nackt, denn die Nacktheit ist das Eigenste, was der Mensch besitzt. In ihr ist seine Größe wie seine Nichtigkeit gleichermaßen umschlossen (…). Den Gestalten der Bilder der „Lebensstationen“ ist nur das Leben geblieben, wirklich nur das nackte Leben – Besitz, Heimat, die Nächsten, jede Sicherheit, alles ging verloren. Allein Ungewissheit blieb zurück. Doch vermochten sie außer ihrem Leben ein Weiteres zu bewahren: menschliche Würde. Sie erwies sich als unzerstörbar und lässt nun Trauer und Schmerz in Hoffnung sich verwandeln. (…) Nacktheit wird zum Sinnbild für die elementare Kraft des Menschlichen, für den Willen zum Leben, für Hoffnung auf Zukunft (…)“ (Behrends, Rainer, 1996: 6 f).
„Ein großformatiges Werk, das voller Stille erscheint – es wird seine Sprache vielleicht erst später reden“
(Frank, Volker, 1988: 4).
„Spielte im Menschenbild von G.A.S. das Antikische in der „arkadischen“ Periode der 60er Jahre sicher auch als persönlicher Reflex auf die Utopie einer harmonisierten neuen Gesellschaft eine große Rolle, so spiegelt sich zweifelsohne in der oft motivisch religiös verbrämten Unruhe, Formauflösung, Farbverdunklung und exzessiven gestischen Impulsivität des Werks der 80er Jahre eine unbewusste Endzeitstimmung wider. Die gezeichnete „Grablegung“ aus früh erlebter Kriegszeit, wird jetzt zur düsteren „Grablegung“ einer Hoffnung, der „Balkenträger“, eine verkappte Kreuztragung, nimmt die eigenen Züge an, „Judas“, der unschuldbeteuernde Verräter hoher Ideale wird zur Zeitmetapher und das Motiv christlicher Nächstenliebe vom heiligen „Martin und der Bettler“ verkehrt sich in das Gegenteil gegenseitiger Abwendung.“ (Meißner, Günther 1996: 9).
„Seine einst typisierte, dann sich unruhevoll zersetzende Bildwelt vom Menschen an sich, stand jenseits der ideologischen Ausbeutbarkeit und kann als subjektiv wahrhafte Äußerung von Zeitbestimmung in die bemerkenswerten Leistungen neuerer deutscher Kunstentwicklung eingeordnet werden“ (Meißner, Günther 1996: 10).
Im Umkreis der „Lebensstationen“ entstehen losgelöste, freie Arbeiten wie Landschaften, Badende, Gartenbilder, Stilleben, Pferdebilder (Zirkus), Bildnisse.
„Christusstationen“
„Mit geradezu zwingender Logik folgte auf das Polyptychon der „Lebensstationen“ ein malerisches Objekt, das selbst in den Raum eingreift. “Christusstationen – Drei Torsi“ hat der Maler sein 1988 und 1989 entstandenes Werk mit den Teilen „Kreuzigung“, „Austreibung“ und „Himmelfahrt“ benannt“ (Behrends, Rainer 1996: 7).