„Arkadische Periode“
Günter Albert Schulz´ “Neigung zu Kontemplation, zu innerer Einkehr, sein Streben nach Harmonie, die Sehnsucht nach einem Gleichgewicht im Leben wie in der Kunst führten ihn seit 1963 für mehr als ein Jahrzehnt zwischen Sommer und Herbst aus der Großstadt Leipzig hinweg in die Weite und Stille der mecklenburgischen Seenlandschaft um den Ort Carwitz, in die Nähe von Feldberg am See gelegen. Hier gelang es ihm endgültig, Absicht und Wollen im künstlerischen Ergebnis vollgültig auszudrücken (…)” (Behrends, Rainer 2010: 10).
„Die Carwitzer Jahre wurden zur „Arkadischen Periode“ im Schaffen des Künstlers“ (Behrends, Rainer 2010: 11). Es entstanden Bilder mit Badenden, Akten, Bootsfahrern, Reitern, Fensterbilder, oftmals von leichter Melancholie getragen. Von frühester Jugend an spielte das Werk von Hans von Marées und Carl Hofer eine tragende Rolle. Die erste Begegnung mit einem Werk von Hofer hatte er wohl mit dem unvollendeten, später überstrichenen Deckengemälde im Stettiner Schloss, das ihn nachhaltig beeindruckte.
In der „Arkadischen Periode“ ist die verstärkte Auseinandersetzung mit Hofer unübersehbar. Die Gemälde aus dieser Zeit wurden durch Skizzen, Studien und farbige Entwürfe vorbereitet. Begleitend dazu schuf er ein umfängliches grafisches Werk mit Zeichnungen, Radierungen, Zinkografien und Algrafien.
„Im Ergebnis dieser Entwicklung hatte G. A. Schulz um 1970 koloristische Meisterschaft erreicht und ein Werk geschaffen, dessen Eigenständigkeit, keinesfalls nur innerhalb der Leipziger Kunst, nicht mehr zu übersehen war” (Behrends, Rainer 2010: 12).
Innen und Außen
„Carwitz, Dorf und Landschaft werden durch die Scheibe sichtbar und spiegeln sich darin. Ein junges Mädchen im Profil erscheint real und greifbar nah, jedoch nur, weil die Fensterscheibe zersprungen ist. Im anderen Fensterflügel ist gleich einem Traumgesicht das Bildnis einer jungen Frau zu sehen, dazu rechts unten ein Mann mit Schiffermütze – ein Selbstbildnis des Künstlers? Auf der Dorfstrasse zum weiteren Mal das Mädchen, ein Tuch zum Winken in den Händen haltend. Von links wehen Blätter in das Bild hinein. Es ist das Bild eines endenden Sommers, des Abschieds. Realität und Hoffnung verschwimmen ineinander. Was noch Drinnen ist und Wer schon draußen, das bleibt offen. Reflexion über Lebenszustände ist das eigentliche Thema des Bildes“ (Behrends, Rainer 2010: 12). „Menschen am Fenster stehend, ausschauend oder nachsinnend, wurden von G. A. Schulz in sein Werk aufgenommen und bleiben bestimmend bis in späte Jahre“ (Behrends, Rainer 2010: 11) „Günter Albert Schulz… erwarb {sich} in seiner Arkadischen Periode einen eigenen Zugriff auf die Moderne. Das festzuhalten ist immer noch wichtig, weil die Reflexion der klassischen Moderne im Osten(…) kaum Thema ist“ ( Guth, Peter 2001:17).
“Vier Personen fahren bei Mondschein über den nachtblauen See. Die Frau, der Mann und ein Kind blicken gebannt auf ein Ereignis, das sich außerhalb des Bildes abspielt. Was geschieht im Verborgenen? Aufrecht das Paddel führend, bleibt der Ruderer skeptisch. Kommen sie an oder legen sie ab, und wohin soll die Fahrt gehen ?” (Hochstein, Christine 2010)