Während seiner Schulzeit in Stettin erhielt Günter Albert Schulz Privatunterricht bei dem Maler Franz Schütt, einem Künstler in Nähe zum Bauhaus. Seit seinem 16. Lebensjahr stand für ihn fest, dass er Maler werden würde und er verbrachte mehr und mehr Zeit bei dem Künstler. Besonders interessierte ihn die menschliche Figur und so war es folgerichtig, dass er sein Studium an der Staatlichen Akademie für Buchgewerbe und grafische Künste in Leipzig bei den Professoren Hans Soltmann und Bruno Héroux fast ausschließlich dem Aktstudium widmete. Durch das Aktzeichnen und die Studien im Anatomischen Institut gewann er große Sicherheit im Umgang mit der menschlichen Figur. Es sollte die große Konstante in seinem Werk werden. Die Variable war für ihn durch alle Schaffensperioden hindurch die Formsuche bis zu seinem letzten Credo: „Erst malen (machen) – dann denken.“
Das frühe Bildnis „Ilse“ wurde im Stettiner Museum 1942 ausgestellt. Seine Mutter vermerkte es handschriftlich auf der Rückseite des Fotos aus der Zeit. Infolge Kriegseinwirkungen sind Originalarbeiten aus seinen Anfangsjahren mutmaßlich nicht erhalten geblieben.
Bildnis “Ilse”, Originalfotografie aus der Zeit
Werke im öffentlichen Raum
In den Jahren 1952-1959 entstanden mehrere Auftragswerke.
Das 270 x 465 cm große Gemälde „Kiel, November 1918“, 1953 vollendet, verhalf ihm zur Anerkennung als Maler.
Es schlossen sich weitere Aufträge an, darunter ein Keramik-Mosaik im Foyer der Parkgaststätte Markkleeberg 1956 und das Gemälde „Leipziger Messe“ für die Neueröffnung des Hotels „Astoria“ im Jahr 1958 in Leipzig.
Zu den Vorarbeiten “Leipziger Messe”
Wandbild in Beucha
Das Hauptwerk des Künstlers seiner ersten wichtigen Schaffensperiode ist das 1955 vollendete Wandbild für einen Schulneubau in Beucha. „Es weist in wesentlichen Elementen, z. B. in der Szene der lagernden und spielenden Knaben in Verbindung von Mensch und Landschaft auf die folgende Periode im Werk von Günter Albert Schulz voraus (…) .
Heute ist das Wandbild in Beucha (…) ein bedeutendes und seltenes Zeugnis der Wandmalerei der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts, nicht nur in Leipzig“ (Behrends, Rainer, 2010: Tafel zu Beucha).
Link: Mehr zum Wandbild Beucha
Link: Übergabe des restaurierten Wandbildes in Beucha
Reisen nach Bulgarien
Die ersten Reisen nach Bulgarien in den Jahren 1956 bis 1959 waren für das weitere Schaffen von Günter Albert Schulz von größter Bedeutung. Das Eintauchen in das Licht des Südens führte zu einem „Schock der Farbe“ wie er es selbst formulierte: „Ich fing noch einmal von vorn an, verarbeitend auch die Begegnungen mit moderner und zeitgenössischer Kunst in Berlin und München.“
Lehrauftrag an der Universität Leipzig
1959 erhielt Günter Albert Schulz einen Lehrauftrag für die künstlerisch-praktische Ausbildung am Institut für Kunsterziehung der Karl-Marx-Universität Leipzig.
Die Aufgabe jungen Menschen nicht allein das Handwerkszeug für eine künstlerische Tätigkeit zu vermitteln, stellte an Günter Albert Schulz neue Herausforderungen. „Sein Lehrstil war anders. Er gab sich nicht mit der einfachen Wahrheit zufrieden, sondern lehrte uns, hinter die Dinge zu sehen; sie zu hinterfragen, um nicht dem Glanz des Äußeren zu unterliegen. Für uns in der damaligen Zeit eine nicht häufig anzutreffende Haltung. (…)
Es ist das Heranführen an Kunst und Philosophie in einer Zeit, die diese Dinge oft beschnitt und rudimentierte. Die Kunst der Moderne und die Lehren des Abendlandes lernten wir durch Günter Albert Schulz kennen – ich erinnere nur an Namen wie Cézanne, Haftmann, Marc Aurel und Seneca – viele andere würden mir noch einfallen“ (Meinel, Roland: 2004).
Man kann sagen, dass zwei große Zäsuren für die erste Schaffensphase bestimmend gewesen sind. Das waren einmal die wiederholten Studienreisen nach Bulgarien, wo die Lichtverhältnisse und die Farben so ähnlich waren wie im erträumten Italien, und zum anderen die 1959 begonnene Lehrtätigkeit an der Universität.